Chronik

Geschichte des GYC von Hans-Joachim Subklew

 

Studenten rudern und segeln seit Ende des 19. Jahrhunderts auf Ryck und Bodden, das wollten auch die Greifswalder Bürger. Der Kaufmännische Ruderclub "HILDA" begann 1892 seinen Betrieb, den er mit wechselnden Schwerpunkten bis heute durchhält. Junge Leute versuchen alte und neue Ruder- oder Fischerboote zu rudern und zu segeln. Der Unternehmer Paul Degner verfügt bereits über einen Lustkutter, so der offizielle Name für ein Sportboot. Eines seiner Fangschiffe war yachtmäßig ausgebaut und ausgerüstet, während der Heringssaison im Frühjahr und Herbst Fangschiff und im Sommer Motor- Segelboot. Um 1925 ist mit 10 einheimischen Schiffen zu rechnen, die keinem Verein angehörten. In diesem Umfeld und "Auf Anregung des Stralsunder Segelvereins (SSV) - Mitglied des Deutschen Segelverbandes (DSV) - haben sich in der Überzeugung, daß der Zusammenschlu8 der nicht dem Akademischen Segelverein in Greifswald (ASV) angehörenden Segler zu einer Förderung des Segelsports in Greifswald führen wird, die Herren Paul Dannenberg, Ernst Libner, Heinz F. Radicke und Johannes Karsten zunächst am 24. März 1926 zu einer Ortsgruppe des Stralsunder Seglervereins zusammengetan". Hieraus sollte baldmöglichst ein selbständiger Verein gegründet werden. Dannenberg hatte als Universitätsbeamter um Aufnahme in den ASV gebeten. Das war ihm versagt, weil dieser sich bewußt als studentische Vereinigung ansah. So war Dannenberg die treibende Kraft. Die Schwesterorganisation des DSV, der Deutsche Seglerbund (DSB), der insbesondere die Kleinsegelei förderte, gründete um diese Zeit den Greifswalder Segelverein. Das war der Anlaß, der Ortsgruppe des SSV, aus ihrer Zurückhaltung hervorzutreten und schleunigst die Bildung des eigenen Vereins zu vollziehen, der am 28. April 1926 unter dem Namen "Greifswalder Jachtklub" (GJK) mit 20 Mitgliedern ins Leben trat. Der Vorstand setzte sich zusammen aus den Herren Libner (Vorsitzender), Dannenberg (Schriftführer), K. Arnold (Kassierer) und H. F. Radicke (Segelwart). Mit 33 Mitgliedern und fünf Booten als Grundstock, nahm deren Anzahl trotz Weltwirtschaftskrise ständig zu. Als erstes Klubboot wurde die Küstenjolle VINETA U 26 vom Stettiner Yachtklub erworben, 1929 drei 12-Fuß-Dinghis erbaut. In gleicher Weise vergrößerte sich der Bestand der Eignerboote. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten löste eine politische Welle aus, die alle Bereiche umfaßte und Denken und Handeln der Mitglieder bestimmte. Das seglerische Leben schien zu ruhen, die Marine-Sturmabteilung (MSA) hatte vorübergehend Bedeutung. Dieser Einschnitt war jedoch mit der Röhm-Affäre 1934 überwunden. Im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRfL) als Dachorganisation vertrat der vorwiegend politisch neutrale DSV nach Auflösung anderer Fachverbände und organisatorischer Experimente die seglerischen Belange. In dieser Zeit löste sich der GSV auf. 10 Mitglieder und 2 Boote kamen zum GJK. Die Leitungsstrukturen änderten sich. Der Vereinsführer ersetzte den ersten Vorsitzenden, politische Schulungen waren vorgesehen, aber nur am Bierglas geführt. Abgesehen von diesen offiziellen Änderungen lief das Vereinsleben ungestört bis 1945. Es gehörten zum Klub etwa 60 Mitglieder und 10 Jungmannen mit 20 Segeljachten, darunter 5, später 2 Klubboote. Da der GJK keine eigene Jugendgruppe hatte, gab es keinen Kompetenzstreit mit der Marine-Hitler- Jugend (MHJ). Im Gegenteil, 14 MHJ-ler nahmen 1938 im Klub am Führerscheinkurs für ortsnahe Küstenfahrt teil. Einige ervarben später die Mitgliedschaft. Der Krieg zerschlug diese Entwicklung. Während der Kriegszeit durfte man in den Boddengewässern ungestört segeln. Das Kriegsende setzte dieser Entwicklung zunächst ein Ende.

 

 

GRÜNDUNG DER SPORTGEMEINSCHAFT 

 

Wir wollten wieder segeln! Der Krieg und seine Folgen überschatteten das Leben. Aber in vielen Bereichen versuchte man den neuen Aufbruch. Einheimische und Flüchtlinge kamen sich sehr allmählich näher. Die Sportvereine waren aufgelöst. Dennoch hatten es uns die Ruderer vorgemacht, indem sie bereits 1945 die im Ryck schwimmenden Ruderboote an Land zogen und sicherstellten. Unter dem Dach der Freien Deutschen Jugend (FDJ) zogen sie eine Ruderriege auf, deren Mitgliederzahl ständig zunahm. Die Angler aller Altersklassen gehörten ebenfalls zur FDJ. Gelegentlich hatten wir mit den schmalen Ruderbooten gesegelt. Segelboote waren als Reparation nach Rußland verfrachtet, einige Kielschwerter für ein russisches Erholungsheim beschlagnahmt, verkamen durch Unkenntnis am Au8enstrand von Usedom. Wir hatten bereits 1949 die HSG-Segelsektion gegründet und waren auf dem Kutter des Zoologischen Instituts sowie mit der lecken WINDSBRAUT wieder gesegelt. Zwei Jollen und zwei Kielboote waren bereits wieder aufgetaucht, weitere Boote standen in Aussicht. In dieser Lage schlugen wir dem letzten Vorsitzenden des Greifswalder Jachtklubs, Ernst Libner, vor, den Vorsitz einer neuen Segelgruppe zu übernehmen. Leider lehnte er ab. So kamen Jochen Neumann, Wolfgang Radicke und Hans-Joachim Subklew mit dem Stettiner Segler Rudolf Mastmeier ins Gespräch, der gleichfalls mit weiteren Seglern Kontakt hatte. Mit Hein Hübner vom Deutschen Sportausschu8 und dem Vorsitzenden der Sportgemeinschaft "Greif’ führten wir vorbereitende Gespräche und vereinbarten am 18.1.1950 eine erste Versammlung im Greifen (Logen)-Haus. Wir baten R. Mastmeier den Vorsitz zu übernehmen. Zweiter Vorsitzender wurde Hans-Joachim Subklew. Die ersten sieben waren Siegfried Freibier, Rudolf und Hein Mastmeier, Hans-Joachim Neumann, Erich und Walter Vieck sowie Hans-Joachim Subklew.

 

 

WIEDERGRÜNDUNG DES GREIFSWALDER YACHTCLUBS 

 

Im November 1989 fiel die Mauer, große Hoffnungen und Erwartungen, doch auch bald deutliche Skepsis standen sich gegenüber. Der Bund Deutscher Segler ging im Segel- verband (DSV) auf. Damit bestand gleichfalls für uns die Möglichkeit, als eingetragener Verein zu wirken. In der gut besuchten Hauptversammlung wurde nach stürmischer Debatte der Greifswalder Yachtclub wiedergegründet. Die Mehrzahl der Anwesenden wünschte den alten Vereinsnamen in die allgemeinübliche Schreibweise "Greifswalder-Yacht-Club" zu verändern. Der ursprüngliche Stander, blau mit weißem Greif und Winkel wurde wieder eingeführt. Die geheime Wahl des Vorstandes nahmen wir erstmalig wieder vor. Große Aufgaben mit entsprechenden Schreibarbeiten und Verhandlungen erforderte die Klärung der Eigentumsverhältnisse bei den Sommer- und Winterliegeplätzen in Wieck und in Greifswald. Die Pachtverträge für die Gelände in Wieck und am Eisenhammer sind bis April IWC noch immer nicht abgeschlossen. Die Wiederaufnahme in den DSV wurde bestätigt, gleiches gilt für den Landes- und Ortsverband.